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Voll das wilde Leben

Blogbeitrag von Lily Merklin (Tellington Instruktorin)

Ich erinnere mich noch gut, wie Katja Krauß auf einem Tellington-Kongress in der Pause von ihrem „verrückten Schafpudel“ erzählte. Sie war am Morgen mit ihren Hunden spazieren gegangen und Arwen hatte dabei wohl entschieden, dass ein Grillplatz mit massiven Holzbänken und -tischen der perfekte Trainings- und Spielplatz ist: Tische hoch, Tische runter, über Bänke springen etc. Ich wusste sofort, was sie meinte – schließlich war ich dort auch bereits vorbeigelaufen und hatte denselben Gedanken gehabt. Das war der Moment, in dem ich mich in diesen „verrückten Hund“ verliebte. Er wurde mein Patenkind und ich freute mich bei jedem Berlinbesuch darauf, aus dem Bahnhofsgebäude rauszukommen und Katja und Arwen zu sehen. Die Hundedame war ein rechter Wirbelwind. Ich genoss es immer sehr, mit ihr verrückt sein zu dürfen und zu toben. Es konnte passieren, dass sie (Einfach so? Aus purer Lebensfreude?) über ein Tor sprang. Und wieder zurück. Dass sie beim Joggen mit mir mitkam, weil sie vermutlich genauso große Lust wie ich aufs Rumrennen hatte, und dann plötzlich merkte, dass sie sich weiter, als sie eigentlich wollte, von ihrer Kahuna* entfernt hatte. Denn wer die wichtigste Person in ihrem Leben war, daran gab es nie Zweifel. Trotzdem verband uns eine gewisse Verrücktheit und genau dafür habe ich Arwen geliebt. Leider ist sie vor kurzem im stolzen Alter von 14 Jahren gestorben. Wer sie kennenlernen will, findet hier ein Video: https://youtu.be/Y2n1EFdCxA0

* Auf Hawaii bezeichnet man sich nicht als Besitzer eines Hundes, sondern als seine Kahuna. Kahuna hat viele Bedeutungen: unter anderem Heiler, Wächter, Beschützer, Verwalter, geliebter Diener. Man ist also Bewahrer seines Tieres und für sein Wohlergehen hier auf Erden verantwortlich.

Warum schreibe ich das? In der Tellington-Methode respektieren und wertschätzen wir die eigene Persönlichkeit jedes Tieres und Menschen, sowie ihre individuelle Art und Weise, zu lernen und sich zu entwickeln. Das ist manchmal gar nicht so leicht, wenn wir ein Bild von einem Tier im Kopf haben, das nicht zu seinem Wesen passt. Viele Ausbildungsmethoden orientieren sich mehr am äußeren Bild, an der Übung, an der Lektion als am Individuum. Wir haben auch Führpositionen, Fördernisse, TTouches etc., die wir mit mehr oder weniger Perfektion ausführen können. Sie zu lernen, sie gut zu lernen, macht Sinn – so wie ein Handwerker den Gebrauch seiner Werkzeuge beherrschen muss. Aber einsetzen tun wir sie dann, um das Tier individuell zu fördern, sein Leben schöner, seine Beweglichkeit besser und seine Aufgabe angenehmer zu machen.

Statt also zu überlegen, was du von deinem Tier willst, frag dich doch mal: Was will dein Tier gerne machen? Was ist sein Wesenskern? Wie kannst Du ihm helfen, mehr zu strahlen? Sei dir sicher – eure Beziehung wird sich verbessern, wenn du es dabei unterstützt!


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